Die Rechenmeister (Teil 2)

Nummerieren bei Adam Ries

Vor allem in den größeren Handelsstädten wurden die Kenntnisse der Rechenmeister benötigt. Sie lehrten ihre Schüler die neuen Zahlzeichen, die indisch-arabischen Ziffern, wie wir sie heute mit wenigen Änderungen benutzen. Es wurden die neuen Rechenmethoden geübt.

Es war eine schwierige Angelegenheit für die Menschen, die neuen Zahlzeichen aufzuschreiben und auszusprechen. Der Unterricht beim Rechenmeister begann deshalb mit der Abhandlung über die neuen Zahlen, siehe die Abbildung. 1. Dieser Teil wurde einige Zeit als die gesonderte Grundrechenart Numerieren betrachtet. Die Abbildung zeigt, wie die neuen Zahlen im 2. Rechenbuch von Adam Ries (1492 – 1559), hier die Auflage von 1532 Erfurt, eingeführt wurden. Die neuen Zahlzeichen wurden jedoch durch Gerüchte in Misskredit gebracht. Diese Zahlen seien nicht fälschungssicher, und die Null sei ein Zeichen des Teufels. Wie kann es denn sein, dass das Zeichen, welches „Nichts“ bedeutet, links neben einer Zahl nichts, aber rechts neben der Zahl geschrieben ein Vielfaches sei. Hier zeigte sich wieder einmal, alles Neue im Leben der Menschen hat es schwer, sich durchzusetzen.

Wenn wir in diesem Beitrag über Zahlen sprechen, sind ausnahmslos die Zahlen über Null gemeint. Die Dezimalzahlen und negative Zahlen gab es noch nicht. Zusätzlich zu den „ganzen“ Zahlen verwendete man einige wenige Brüche wie ein Viertel, ein Drittel oder ein Halb.

Die Rechenmeister, die ab Ende des 15. Jahrhunderts und besonders im 16. Jahrhundert lebten und wirkten, beeinflussten die Weiterentwicklung der Mathematik und speziell das praktische Rechnen erheblich.

Über die Ausbildung der Rechenmeister ist wenig bekannt, für Nürnberg sind die umfangreichsten Informationen über ihre Anzahl und ihre Rechenschulen bekannt. Der Rechenmeister Georg Wendler (1619 - 1688) beschrieb 1665 erstmals eine Ordnung für die Rechenmeister und notierte für die Nachwelt die Rechenmeisterprüfung in Nürnberg. Wendler siedelte später für seine Anstellung als Rechenmeister nach Regensburg um. Für die Stadt Nürnberg lässt sich im Jahr 1475 erstmals ein Rechenmeister nachweisen.

Im Allgemeinen ging der zukünftige Rechenmeister einige Jahre in die Lehre. In Nürnberg und einigen anderen Orten führten sie eine Rechenschule und sicherten damit ihren Lebensunterhalt. Nur von der Tätigkeit als Rechenmeister konnten allerdings die wenigsten Rechenmeister leben.

 Abb. 1: Adam Ries „Rechnung auff der Linihen vnd Federn …“, Blatt Aij

 

 

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